Der Aufstand der Vernunft

Ayn Rands Objektivismus

Jack Bauer: Ein Mann aus Stahl

Posted by objektivisten on Mai 4th, 2007

Unsere Politiker finden sicherlich keine Zeit sich eine Action-Serie in einem kleinen Privatsender wie RTL 2 anzusehen, denn wenn sie es täten, müßte man damit rechnen, dass sie diese Serie moralisch verdammen würden. Möglicherweise tun sie es aber doch, und fühlen sogar eine gewisse Affinität zu dem Hauptdarsteller dieser Serie, was sie der breiten Öffentlichkeit aber wohlweislich vorenthalten, denn dies wäre politisch unkorrekt, weil der Anti-Terror-Agent Jack Bauer -der Held der preisgekrönten Serie „24„- sich so verhält, dass Präsident Bush im Vergleich zu ihm so militant wie ein Schülerlotse wirkt. „Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie nicht mehr wissen, wie sie heißen“, herrscht er einen Verdächtigen an. In einer anderen Szene droht er in Anwesenheit des amerikanischen Präsidenten dem verräterischen Stabschef an, ihm seine Augen herauszuschneiden, falls dieser nicht reden sollte. Und der entsetzte Mann, der die Akte von Bauer kennt, zögert nicht besonders lange, um die erwünschten Informationen herauzurücken. Und es bleibt keineswegs bei Androhungen von Gewalt – er tut es auch wirklich. Sagen wir es offen: Es wird Folter eingesetzt, um Verdächtigen Informationen abzupressen. Aber ebenso deutlich muss erwähnt werden, dass diese Serie sich nicht innerhalb des Rahmens normaler Polizei- oder Geheimdiensttätigkeit bewegt. Es sind Ausnahmesitutationen, die Anwendung normaler rechtlicher und moralische Standards unmöglich machen. Wo unter normalen Umständen Menschen die Möglichkeit haben, verschiedene positive Effekte auf ihre Leben gegeneinander abzuwägen, besteht in Ausnahmesituationen oft nur die Möglichkeit, verschiedene Arten von schädlichen Wirkungen zu bewerten. Jack Bauer handelt unter den Umständen, die ein Wolfgang Daschner vorfand, als er den mutmaßlichen Entführer eines Jungen in Gewahrsam hatte und er das Leben dieses Jungen retten wollte, allerdings potenziert um das Hunderttausendfache. Dabei entspricht Jack Bauer nicht dem üblichen Klischee des Actionhelden. Er sieht anders aus, er spricht anders und vor allem: er denkt anders. Es dürfte bisher noch keine Serie mit einem Vertreter des Rechtsstaates in der Hauptrolle gegeben haben, wo der Protagonist eine derartig höfliche Sprache an der Tag legt. „Danke“ und „bitte“ kommen in einer derartigen Regelmäßigkeit vor, dass man wirklich den Eindruck haben muss, einen ausgesprochen zivilisierten Menchen vor sich zu haben. An ihm ist nichts Neurotisches, Obszönes oder Derbes, wie es ansonsten so üblich geworden ist bei den Vertretern des Rechtes auf unseren Bildschirmen. Seine Höflichkeit ist allerdings ausgesprochen selektiv. Die Bösen verdienen sie nicht und sie bekommen sie auch nicht. Und er auch keineswegs ein Muskelprotz, der mit freien Oberkörper eine glänzende Figur abgeben würde. Er wirkt schmächtig, was aber seiner physischen Präsenz keinen Abbruch tut. Er weiß seinen Körper einzusetzen, wenn dies notwendig sein sollte. Aber all die brutalen Dinge, die er tut, können keine Spuren an seiner Seele hinterlassen, sie perlen an ihm ab wie ein Wassertropen an einem frisch gewachstem Auto. Jack Bauer ist ein Mann aus Stahl, aber nicht primär aufgrund seiner Köperkraft, sondern weil seine Prinzipien rational und unerschütterlich sind. Wie ein Kontrastprogramm wirkt dagegen die Figur des amerikanischen Präsidenten – ewig schwankend und immer gerade der Meinung des Beraters zugeneigt, den er gerade zuletzt gesprochen hat. Als er sich wieder in eine aussichtslose Situation manövriert hat, wo er sogar dem Tod seiner Ehefrau zugestimmt hat, fällt er in purer Verzweifelung auf die Knie und fängt an zu beten. Aber diese Geste macht ihn keineswegs sympathischer, sondern unterstreicht nur seine moralische Schwäche. Nichts dergleichen könnte man sich von Jack Bauer vorstellen. Der rationale Mensch Jack Bauer betet nicht, er setzt seinen Verstand ein, um seine Werte zu definieren und die Handlungsoptionen zu bestimmen, die zur Erlangung dieser Werte notwendig sind. Aber er ist ein rationaler Mensch von einer besonderen Qualität. Er ist ein Held: „Der Held ist der Mensch, den kein Hindernis davon abhalten kann, nach den Werten zu streben, für die er sich entschieden hat.“ (Andrew Bernstein) Selbst wenn die meisten Menschen keine Interesse daran haben sollten, ihre beruflichen Herausforderungen in einem Kontext zu finden, in dem sich üblicherweise Jack Bauer aufhält, so können sie doch aus dem Anblick eines solchen Menschen Kraft für den Motor ihrer Seele tanken – Politiker eingeschlossen.