Lexikon
Das von Harry Binswanger, Professor für Philosophie am Objectivist Academic Center des Ayn Rand Institute, herausgegebene The Ayn Rand Lexicon kann natürlich kein systematisches Studium des Objektivismus ersetzen, aber für eine schnelle Information über Ansichten, die Ayn Rand über bestimmte Themen geäußert hat, ist es vorzüglich geeignet. Anzumerken ist allerdings, dass anders als der Titel es nahe legt, nicht nur Texte von Rand verwendet werden, sondern auch andere Objektivisten, vor allem aber Leonard Peikoff, der Gründer des Ayn Rand Institute, zu Wort kommen. Überraschenderweise findet sich unter dem Stichwort Economic Good eine kurze Definition dieses Begriffs in einem Zitat des Ökonomen George Reisman, der mittlerweile allerdings beim Ayn Rand Institute in Ungnade gefallen ist, wobei dieser Bruch allerdings keinen philosophischen Hintergrund hat wie etwa die Trennung von David Kelley. Die Idee zu einem solchen Lexikon stammt von Harry Binswanger, der im Jahr 1977 Ayn Rand damit bekannt machte. Sie reagierte zunächst skeptisch, zeigte sich im Verlauf der von Binswanger redigierten Texte aber zunehmend enthusiastischer. Da die Arbeit allerdings für einige Zeit aufgrund anderer Tätigkeiten von Binswanger unterbrochen werden mußten, hat Rand selbst nur etwa 10 % der gesamten Textes gesehen. Berücksichtigt wurde ausschließlich die Sachliteratur von Rand oder Material aus ihren fiktiven Werken, das philosophischen Charakter hat. Bei den Texten von anderen Autoren gibt Binswanger den Hinweis, dass es sich um Werke handele, die Rand ausdrücklich öffentlich gebilligt habe. Einen besonders breiten Raum nimmt die Darstellung und Kritik der Philosophie von Immanuel Kant ein, nicht nur weil Rand so viel über Kant geschrieben hat, sondern auch wegen des enormen Einflusses von Kant auf die Geschichte der Philosophie. Das philosophische System von Kant steht dem Objektivismus diametral entgegen, was Ayn Rand zu der, ebenfalls im Lexikon zitierten, Äußerung motiviert haben könnte: “Kant ist der böseste Mann in der Geschichte der Menschheit.” Und an anderer Stelle: “Es ist kein Zufall, dass Eichmann Kantianer war.” “Böse” (“Evil”) war für Rand “alles, was Anti-Leben ist.” Diese Definition weicht auffällig von dem ab, was die meisten Menschen unter “böse” verstehen, nämlich die bewußte Entscheidung, etwas zu tun, von dem man weiß, dass es unmoralisch ist. Da das Lexikon recht häufig aus der Rede von John Galt (Galts Speech) in Atlas Shrugged zitiert, kann der deutschsprachige Leser auch einen gewichtigen Teil der verwendeten Zitate in der deutschen Übersetzung des Romans (Der Streik) nachlesen. Auch der Aufsatz What is Capitalism?, aus dem auch einige Zitate stammen, liegt in einer deutschen Übersetzung vor (Nutzen und Moral, hrsg. von Gerd-Klaus Kaltenbrunner). Insgesamt läßt sich feststellen, dass das Lexikon ausgesprochen nützlich ist, um sich schnell einen Überblick über die Auffassungen von Rand zu bestimmten Themen zu verschaffen und dass es deshalb in keiner Bibliothek eines Lesers fehlen sollte, der Sympathie oder Interesse für die Philosophie von Ayn Rand aufbringen kann.
Englische Originalartikel aus dem Ayn Rand Lexicon (Hrsg.: Harry Binswanger)
Die Beiträge stammen von Ayn Rand, es sei denn, ein anderer Autor ist ausdrücklich erwähnt.
ABSTRAKTIONEN und KONKRETA (Abstractions and Concretes) Abstraktionen als solche existieren nicht: sie sind nur die epistemologische Methode des Menschen, das wahrzunehmen, was existiert – und das, was existiert ist konkret..
AMERIKA (America) Zum Ruhme der Menschheit gab es zum ersten und letzten Mal in der Geschichte ein Land des Geldes – und ich kann mir keine höhere, ehrwürdigere Auszeichnung für Amerika vorstellen, denn es bedeutet: ein Land der Vernunft, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Produktion, der Leistung. Zum ersten Mal wurden der Verstand des Menschen und das Geld befreit, und es gab keine eroberten Reichtümer, sonder nur erarbeitete Reichtümer, und statt Schwertkämpfern und Sklaven tauchte der echte Schöpfer von Reichtum auf, der größte Arbeiter, der höchste Mensch – der Selfmademan, der amerikanische Industrielle. Wenn ich die stolzeste Eigenschaft der Amerikaner nennen sollte, würde ich – weil darin alle anderen enthalten sind – die Tatsache wählen, dass sie das Volk waren, das den Ausdruck „Geld machen“ geprägt hat. In keiner anderen Sprache oder Nation wurden diese Worte jemals zuvor verwendet; die Menschen hatten Reichtum stets als statische Größe betrachtet- etwas, das erobert, erbettelt, geerbt, geteilt, geplündert oder als Gefälligkeit erlangt wurde. Die Amerikaner haben als Erste verstanden, dass Reichtum geschaffen werden muss. (Der Streik)
BEWUSSTSEIN (Consciousness) Existenz existiert. Wer das begriffen hat, für den ergeben sich zwei Korrelate: Wenn man etwas wahrnimmt, dann existiert auch etwas. Und: Weil das Bewusstsein die Fähigkeit zur Wahrnehmung dessen ist, was existiert, existiert man, wenn man ein Bewusstsein hat. Wenn nichts existiert, kann es kein Bewusstsein geben. Ein Bewusstsein, dass nichts hat, dessen es sich bewusst ist, ist ein Widerspruch in sich. Ein Bewusstsein, das sich nur seiner selbst bewusst ist, ist ein Widerspruch in sich. Bevor es sich als Bewusstsein erkennen kann, muss es etwas haben, dessen es sich bewusst ist. Wenn das, was ihr wahrzunehmen behauptet, nicht existiert, ist das, was ihr besitzt, kein Bewusstsein. Wie groß euer Wissen auch sein mag, diese beiden – Existenz und Bewusstsein – sind Axiome, denen ihr nicht ausweichen könnt, diese beiden sind die unausweichlichen Voraussetzungen für all euer handeln, für jeden Teil eures Wissens und für seine Summe, vom ersten Lichtstrahl, den ihr zu Beginn eures Lebens wahrnehmt, bis zur umfangreichsten Bildung, die ihr an seinem Ende erworben haben mögt. Ob ihr die Form eines Kieselsteins erkennt oder die Struktur eines Sonnensystems, die Axiome bleiben die gleichen: dass das Erkannte existiert, und dass ihr es erkennt. Existenz ist Identität, Bewusstsein ist Identifikation.
DÜSTERE MITTELALTER, das (Dark Ages) Die unrühmlichen Zeiten, die ihr die dunklen Zeitalter nennt, waren Epochen der streikenden Intelligenz, in denen Menschen von Begabung untertauchten und unentdeckt lebten, im geheimen studierten und starben, nachdem sie die Produkte ihres Geistes zerstört hatten; in denen oft nur einige wenige der tapfersten Märtyrer übrigblieben, um die menschliche Rasse am Leben zu halten. Jede Ära, die von Mystikern beherrscht wurden, war eine Ära der Stagnation und der Not, in der die meisten Menschen im Streik standen gegen das Leben, nur für ihren nackten Unterhalt arbeiteten, nichts zum Plündern übrig ließen für ihre Beherrscher,sich weigerten zu denken, zu produzieren; in derder letzte Nutznießer ihrer Arbeit und die höchste Autorität über Recht und Unrecht ein degenerierter Potentat war, sanktioniert durch göttliche Gnade oder die Gewalt des Knüppels.
EHRLICHKEIT (Honesty) Ehrlichkeit ist die Anerkennung der Tatsache, dass das Unwirkliche unwirklich ist und keinen Wert haben kann, dass weder Liebe, noch Ruhm, noch Geld von irgendeinem Wert sind, wenn sie durch Betrug erlangt wurden; dass ihr mit dem Versuch, einen Wert zu erlangen, indem ihr den Verstand anderer täuscht, eure Opfer höher stellt als die Wirklichkeit, auf eine Ebene, wo ihr selbst Opfer ihrer Blindheit, Sklaven ihres Nichtdenkens werdet, und euch damit gleichzeitig ihre Intelligenz, ihre Rationalität, ihre Beobachtungsgabe zu Feinden macht, die ihr fürchten und vor denen ihr euch in Acht nehmen müsst; dass ihr nicht in Abhängigkeit leben wollt, am allerwenigsten abhängig von der Dummheit anderer, oder als ein Dummkopf, der seine Werten Dummköpfen verdankt, die er selbst verdummt; dass Ehrlichkeit nicht eine soziale Pflicht ist, nicht ein Opfer um anderer willen, sondern die eigennützigste Tugend, die ein Mensch üben kann; seine Weigerung, die Wirklichkeit seiner eigenen Existenz dem getäuschten Bewusstsein anderer zu opfern.
FREIHEIT (Freedom) Da Wissen, Denken und rationales Handeln in individuellem Besitz sind und dem Individuum die Entscheidung obliegt, ob es seine rationalen Fähigkeiten ausübt oder nicht, erfordert das Überleben des Menschen, dass diejenigen, die denken, frei sind von Beeinträchtigungen durch diejenigen, die nicht denken. Da Menschen weder allwissend noch unfehlbar sind, müssen sie die Freiheit haben, zuzustimmen oder abzulehnen, zusammenzuarbeiten oder ihren eigenen, unabhängigen Weg zu verfolgen, und zwar jeder entsprechend seinem eigenen rationalen Urteil. Freiheit ist die grundlegende Voraussetzung für menschliche Geisteskraft.
GEMEINWOHL (Common Good) Die stammesgesellschaftliche Vorstellung des „Gemeinwohls“ hat den meisten historischen Gesellschaftssystemen – vor allem den Tyranneien – als moralische Rechtfertigung gedient. Das Ausmaß von Versklavung oder Freiheit in einer Gesellschaft entsprach dem Grad von Beachtung oder Nicht-Beachtung, der diesem stammesgesellschaftlichen Slogan zuteil wurde. „Das Allgemeinwohl“ (oder das „öffentliche Interesse“) ist ein nicht-definierter und nicht-definierbarer Begriff: Eine Entität wie „der Stamm“ oder „die Öffentlichkeit“ gibt es nicht; der Stamm (oder die Öffentlichkeit oder die Gesellschaft) ist nur eine Anzahl einzelner Menschen. Etwas kann nicht für den Stamm als solchen gut sein; Begriffe wie „das Gute“ oder „der Wert“ beziehen sich allein auf einen lebendigen Organismus, nicht auf ein köperloses Aggregat von Beziehungen. Das „Allgemeinwohl“ ist ein inhaltsloser Begriff, es sei denn, man nimmt ihn wörtlich. Dann kommt als einzig mögliche Bedeutung in Frage: die Summe des individuellen Wohls alle r beteiligten Menschen.Doch in diesem Fall ist der Begriff als moralisches Kriterium bedeutungslos: Die Frage, was ist das individuelle Wohl eines Menschen, bleibt offen. Im Allgemeinen wird dieser Begriff jedoch nicht in seiner wörtlichen Bedeutung gebraucht. Vielmehr wird er gerade wegen seines elastischen, undefinierbaren, mystischen Charakters geschätzt, der nicht als moralische Richtschnur, sondern mehr als Rettung vor moralischem Anspruch dient. Da das Gute nicht auf Körperloses anwendbar ist, wird es zum moralischen Blankoscheck für jene, die es zu verkörpern suchen. Sofern das „Allgemeinwohl“ einer Gesellschaft als etwas sich vom individuellen Wohl ihrer Mitglieder Unterscheidendes und es Überragendes angesehen wird, bedeutet das,dass das Wohl einiger Leute Vorrang vor dem Wohl anderer hat, wobei jenen anderen die Rolle von Opfertieren zugedacht wird. In solchen Fällen wird stillschweigend angenommen, „Allgemeinwohl“ bedeute das „Wohl der Mehrheit“ im Gegensatz zu dem der Minderheit oder des Individuums. Man beachte die bezeichnende Tatsache, dass die Annahme stillschweigend gemacht wird: Selbst in höchstem Maß in höchstem Maß kollektivistisch Gesinnte scheinen zu spüren, dass ihre moralische Rechtfertigung ein Ding der Unmöglichkeit ist. Doch auch „das Wohl der Mehrheit“ ist nur Lug und Trug: Da die Verletzung der Rechte eines Individuums in Wirklichkeit der Aufhebung der Rechte aller gleichkommt, liefert sie die hilflose Mehrheit der Macht irgendeiner Bande aus, die sich selbst als „die Stimme der Mehrheit“ proklamiert und solange mittels physischem Zwang regiert, bis sie von einer anderen Bande abgelöst wird, die dieselben Mittel anwendet. Beginnt man mit der Definition dessen, was für einen einzelnen Menschen gut ist, wird man nur eine Gesellschaft als geeignet akzeptieren, in der dieses individuelle Wohl erreicht und erreichbar ist. Beginnt man jedoch, in dem man „das Allgemeinwohl“ als Axiom akzeptiert und das individuelle Wohl als seine mögliche, aber nicht (in jedem Fall) notwendige Folge ansieht, endet man bei einer solch schauerlichen Absurdität wie Sowjetrussland, d. h. bei einem Land, das sich erklärtermaßen dem „Allgemeinwohl“ verschrieben hat, wo aber mit Ausnahme einer winzigen Führungsclique die gesamte Bevölkerung schon seit mehr als zwei Generationen in menschenunwürdigstem Elend leben muss.
GOLD (Gold) Gold und wirtschaftliche Freiheit sind untrennbar … der Goldstandard ist ein Instrument des Laissez-faire und … beide bedingen sich wechselseitig. Welches Tauschmittel von allen Wirtschaftsteilnehmern akzeptiert wird, kann nicht willkürlich bestimmt werden. Sobald Wertaufbewahrung bedeutsam wird, wie in zivilisierten und reicheren Gesellschaften, muss das Tauschmittel ein dauerhafter Rohstoff sein, üblicherweise ein Metall. Ein Metall wird üblicherweise deshalb gewählt, weil es gleichartig und teilbar ist. Jede Einheit gleicht der anderen und es kann in beliebiger Menge verformt und vermischt werden. Wertvolle Edelstein zum Beispiel sind weder gleichartig noch teilbar. Noch wichtiger ist: der als Tauschmittel gewählte Rohstoff muss ein Luxusgegenstand sein. Das menschliche Bedürfnis nach Luxus ist unbegrenzt und deswegen werden Luxusgüter immer nachgefragt und auch immer akzeptiert. (…) Der Begriff Luxusgut beinhaltet Knappheit und hohen Wert pro Einheit. Da es einen hohen Wert pro Einheit besitzt, lässt sich solch ein Gut leicht transportieren. Eine Unze Gold zum Beispiel hat den Wert von einer halben Tonne Eisenerz. (…) Unter dem Goldstandard wirkt ein freies Bankensystem als Hüter der Stabilität der Wirtschaft und eines ausgeglichenen Wachstums. Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müsste die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde. Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates macht es erforderlich, dass es für die Inhaber von Vermögen keine Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, dass hinter der Verteufelung des Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein Mechanismus für die „versteckte“ Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind. Alan Greenspan
HÄNDLERPRINZIP (Trader Principle) Das Symbol aller Beziehungen zwischen solche Menschen, das moralische Symbol der Achtung für menschliche Wesen ist der Händler. Wir, die wir von Werten leben und nicht von Beute, wir sind Händler – sowohl im materiellen wie auch im ideellen Bereich. Ein Händler ist ein Mensch, der sich verdient, was er erhält, und der Unverdientes weder gibt noch nimmt. Ein Händler verlangt nicht, für sein Versagen bezahlt zu werden, noch verlangt er, um seiner Fehler geliebt zu werden. Ein Händler verschwendet seinen Körper nicht als Futter oder seine Seele als Almosen. So wie er seine Arbeit nur im Austausch gegen materielle Dinge hergibt, so gibt er seine ideellen Werte – seine Liebe, seine Freundschaft, seine Achtung – nur als Bezahlung und als Austausch gegen menschlichen Tugenden her, nur als Bezahlung seines eigenen, seines persönlichen Vergnügens, das er durch den Menschen findet, die er achtet. Die mystischen Parasiten, die durch alle Zeitalter hindurch die Händler geschmäht haben und verhöhnt haben, während sie die Plünder und Bettler ehrten, kannten das geheime Motiv ihrer Verachtung: Ein Händler ist das, was sie fürchten – ein Mensch der Gerechtigkeit.
INDIVIDUALISMUS (Individualism) Die Menschheit ist keine Entität, kein Organismus, kein Korallenstock. Das Wesen, das sich mit Produktion und Handel beschäftigt, ist der Mensch. Nicht das Studium jenes lockeren Konglomerats, das unter der Bezeichnung „Gesellschaft“ bekannt ist, sondern das Studium des Menschen gehört daher an den Anfang einer jeden Humanwissenschaft. … Durch Studium des Menschen lässt sich eine Menge über die Gesellschaft lernen; doch dieser Prozess lässt sich nicht umkehren: Durch das Studium der Gesellschaft, d. h. das Studium von Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Individuen, die man nie identifiziert oder definiert hat, kann man über den Menschen gar nichts lernen.
INDIVIDUALRECHTE(Individual Rights) Der Ursprung der Rechte des Menschen ist weder ein göttliches Gesetz noch ein Gesetz des Kongresses, sondern das Gesetz der Identität. A gleich A – und Mensch ist Mensch. Rechte sind Existenzbedingungen, gefordert durch die Natur des Menschen zum Zwecke seines eigenen Überlebens. Wenn der Mensch auf Erden leben soll, ist es sein Recht, seinen Verstand zu benutzen, ist es sein Recht, nach seinem freien Urteil zu handeln, ist es sein Recht, für seine Werte zu arbeiten und die Produkte seiner Arbeit für sich zu behalten. Wenn das Leben auf Erden sein Zweck ist, hat er ein Recht, als denkendes Wesen zu leben: Die Natur verbietet ihm das Irrationale. Jede Gruppe, jede Gesellschaft, jede Nation, die die Rechte des Menschen leugnet, hat Unrecht, was bedeutet: ist böse, was bedeutet: ist lebensfeindlich.
INDIVIDUALRECHTE (Individual Rights) Da Wissen, Denken und rationales Handeln in individuellem Besitz sind und dem Individuum die Entscheidung obliegt, ob es seine rationalen Fähigkeiten ausübt oder nicht, erfordert das Überleben des Menschen, dass diejenigen, die denken, frei sind von Beeinträchtigungen durch jene, die nicht denken. Da Menschen weder allwissend noch unfehlbar sind, müssen sie die Freiheit haben, zuzustimmen oder abzulehnen, zusammenzuarbeiten oder ihren eigenen, unabhängigen Weg zu verfolgen, und zwar jeder entsprechend seinem eigenen rationalen Urteil. Freiheit ist die grundlegende Voraussetzung für menschliche Geisteskraft.
INFLATION (Inflation) Das Gesetz von Angebot und Nachfrage lässt sich nicht aufheben. Wenn das Angebot an Geld (Ansprüchen) im Verhältnis zum Angebot von realen Gütern in der Wirtschaft steigt, müssen die Preise unweigerlich steigen. Das heißt, Erträge, die von den produktiven Teilen der Gesellschaft erspart wurden, verlieren in Gütern ausgedrückt an Wert. Unter dem Strich der Bilanz ergibt sich dann, dass dieser Verlust genau den Gütern entspricht, die von der Regierung für die Wohlfahrt und anderen Zwecken erworben wurden mit dem Geld aus Staatsanleihen, die über Kreditexpansion der Banken finanziert wurden. Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse durch die Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müsste die Regierung ihren Besitz für illegal erklären, wie es ja im Fall von Gold auch gemacht wurde. Alan Greenspan
INTEGRITÄT (Integrity) Integrität ist die Anerkennung der Tatsache, dass ihr euer Bewusstsein nicht fälschen könnt, so wie Ehrlichkeit die Anerkennung der Tatsache ist, dass ihr die Wirklichkeit nicht fälschen könnt; dass der Mensch ein unteilbares Ganzes ist, die verschränkte Einheit zweier Attribute: der Materie und des Bewusstseins, und dass er keinen Bruch zulassen darf zwischen Körper und Verstand, zwischen Handeln und Denken, zwischen seinem Leben und seinen Überzeugungen; dass er wie ein Richter, der unzugänglich ist für den Einfluss der öffentlichen Meinung, seine Überzeugungen nicht den Wünschen anderer opfern darf, auch wenn die ganze Menschen ihn mit Bitten oder Drohungen bestürmt; dass Mut und Vertrauen praktische Notwendigkeiten sind, dass Mut die Treue zum Leben und die Treue zur Wahrheit ist, und Vertrauen die Treue gegenüber dem eigenen Bewusstsein.
PRIMAT der EXISTENZ vs. PRIMAT des BEWUSSTSEINS (Primacy of Existence) Sie wollen das Axiom der Existenz und des Bewusstseins hintergehen, sie wollen, dass ihr Bewusstsein ein Instrument zur Schaffung von Existenz sei anstatt zu ihrer Wahrnehmung und das Existenz nicht das Objekt, sondern das Subjekt ihres Bewusstseins sei; sie wollen jener Gott sein, den sie nach ihrem Bilde und nach ihrem Gleichnis geschaffen haben, der aus einer beliebigen Laune heraus eine Welt aus dem Nichts schafft. Aber die Wirklichkeit lässt sich nicht hintergehen. Sie erreichen das Gegenteil dessen, was sie sich wünschen. Sie wollen Allmacht über die Existenz; stattdessen verlieren sie die Macht ihres Bewusstseins. Indem sie sich weigern zu wissen, stürzen sie sich selbst in das Grauen eines ewig Unbekannten. Der Streik
RATIONALITÄT (Rationality) Rationalität ist die Anerkennung der Tatsache, dass Existenz existiert, dass nichts die Wahrheit verändern kann und dass nichts den Vorrang haben kann vor dem Akt, der sie wahrnimmt, dem Akt des Denkens, dass der Verstand der einzige Richter über Werte und der einzige Maßstab des Handelns ist, dass die Vernunft etwas Absolutes ist, dass keine Kompromisse duldet; dass ein Zugeständnis an die Irrationalität das Bewusstsein lähmt und aus der Wahrnehmung der Realität deren Verfälschung macht, dass die angebliche Abkürzung auf dem Weg zur Erkenntnis, der Glaube, nur ein Kurzschluss ist, der den Verstand zerstört; dass die Hingabe an mystische Eingebungen der Wunsch nach Vernichtung der Welt ist und dass sie – folgerichtig – das Bewusstsein vernichtet.
SELBSTSUCHT (Selfishness) Ihr wollt wissen, welche moralische Pflicht ich meinem Nächsten schulde? Keine, außer der Pflicht, die ich mir selbst, materiellen Dingen und aller übrigen Existenz schuldig bin: Rationalität. Ich verkehre mit Menschen so, wie meine und ihre Natur es verlangen: mittels der Vernunft. Ich erstrebe und wünsche nur solche Beziehungen zu ihnen, die sie aus freien Stücken eingehen. Ich kann mich nur mit ihrem Verstand auseinandersetzen, und zwar nur in meinem eigenen Interesse, sofern sie erkennen, dass mein Interesse sich mit dem ihrigen deckt. Tun sie das nicht, dann gehe ich keine Beziehung zu ihnen ein, ich lasse Andersdenkende ihrer Wege gehen und weiche selbst nicht von meinem Weg ab. Ich gewinne ausschließlich durch Logik und füge mich ausschließlich der Logik. Ich gebe meine Vernunft nicht preis und verkehre auch nicht mit anderen, die ihre Vernunft preisgeben. Der Streik
WIRTSCHAFTLICHE MACHT versus POLITISCHE MACHT (Economic Power vs. Political Power) Ihr habt immer behauptet, ihr sähet keinen Unterschied zwischen wirtschaftlicher und politischer Macht, zwischen der Macht des Geldes und der Macht der Gewehre, keinen Unterschied zwischen Lohn und Strafe, zwischen Kauf und Diebstahl, zwischen Freude und Furcht, zwischen Leben und Tod. Jetzt lernt ihr den Unterschied kennen.
WOHLFAHRTSSTAAT (Welfare State) Der Goldstandard ist unvereinbar mit chronischen Haushaltsdefiziten (dem Kennzeichen der Wohlfahrtsstaaten). Wenn mann den akademischen Sprachschleier einmal wegzieht, erkennt man, dass der Wohlfahrtsstaat lediglich ein Mechanismus ist, mit welchem die Regierungen Vermögen der produktiven Mitglieder einer Gesellschaft konfiszieren, um zahlreichen Wohlfahrtsprojekte zu finanzieren (unterstützen). (…) Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates macht es erforderlich, dass es für die Inhaber von Vermögen keine Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, dass hinter der Verteufelung des Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein Mechanismus für die „versteckte“ Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind. Alan Greenspan